Potenzial der Kultur- und Kreativwirtschaft (KKW) als Wirtschafts-, Standort- und Tourismusfaktor in Mecklenburg-Vorpommern bestmöglich nutzen

Elke-Annette Schmidt

Frau Präsidentin,
meine Damen und Herren,
ich freue mich, zu dieser Initiative, die von meiner Kollegin und jetzigen Oberbürgermeisterin der Hansestadt Rostock, Eva- Maria Kröger, hier im Landtag zusammen mit der SPD initiiert wurde, sprechen zu dürfen. Für uns als Linksfraktion hatte und hat die Kultur- und Kreativwirtschaft einen sehr hohen Stellenwert. Nicht nur für urbane Räume, sondern und insbesondere auch für die ländlichen Räume bietet sie ein großes Entwicklungspotenzial. Damit einher geht die verbreitete Errichtung von Co-Working-Spaces in ländlichen, landschaftlich reizvollen Regionen, die für Kreative attraktiv sind. Und beides zusammen macht ein Potenzial aus, das es noch viel mehr zu heben gilt für unser Land.
Und ich mache auch keinen Hehl daraus, dass wir bei einer anderen Haushaltslage als der momentanen, noch viel mehr Ideen umsetzen würden, um diese junge, dynamische und innovative Branche in Mecklenburg-Vorpommern weiter voranbringen zu können. Aber wie heißt es so schön: Rom ist auch nicht an einem Tag erbaut und step by step kommt man auch voran.
Zunächst wollen wir uns mittels Potentialanalyse ein Bild machen, wie sich die Situation im Land rund um die Kreativwirtschaft darstellt.
Auf Bundesebene zeigt der Monitoring Bericht Kultur- und Kreativwirtschaft 2022 die wirtschaftliche Bedeutung: die Branche setzt jährlich schätzungsweise 175,4 Milliarden Euro um. 1,8 Millionen Menschen sind insgesamt in der Kultur- und Kreativwirtschaft tätig, darunter 1,2 Millionen kernerwerbstätig. 226 Tausend freiberuflich Selbständige sowie gewerbliche Unternehmer*innen sind in der Branche tätig.
Die hier auf Bundesebene erhobenen Zahlen an Unternehmen und Beschäftigten in der Kreativwirtschaft dürften tatsächlich deutlich höher liegen, da viele Kultur- und Kreativschaffende von offiziellen Statistiken nicht erfasst werden.
Für Mecklenburg-Vorpommern datiert der letzte Branchen- und Statistikbericht der Kultur- und Kreativwirtschaft aus dem Jahr 2016 mit einer wirtschafts- und beschäftigungsstatistischen Auswertung der Jahre 2012–2014. Offizielle Zahlen in Bezug auf mögliche Potentiale der Branche sind demnach stark veraltet.
Die im Antrag vorgeschlagene Analyse geht aber weit über ein bloßes Monitoring hinaus. Die Analyse soll aufzeigen, welche Maßnahmen zur Stärkung der Kreativwirtschaft möglich und sinnvoll sind und gemeinsam mit den Akteur*innen erstellt werden.
Aus Sicht meiner Fraktion ist der Weg, den Thüringen mit der Kreativwirtschaft gegangen ist und auch weiter geht, einer, den wir uns auch für unser Land vorstellen können. Dort wurde die
THAK, die Thüringer Agentur für Kreativwirtschaft eingerichtet. Wissen teilen, Kontakte herstellen und die kreativen Ressourcen öffentlich sichtbar machen – sind die Hauptinhalte ihrer Arbeit. Die Agentur besteht aus einem achtköpfigen Team, das Workshops und Peer-Learning Veranstaltungen organisiert. Die Beschäftigten dort sind auch Netzwerker*innen. Organisieren also ganz unterschiedliche Formate, um unterschiedliche Partnerinnen und Partner zusammenzubringen. Stichwort Cross Innovation, also das Schaffen von Begegnungen zwischen Kreativschaffenden und potenziellen Partnern aus anderen Branchen wie z.B. Tourismus, Handwerk, Einzelhandel oder Gesundheitswirtschaft. Die Agentur übernimmt aber auch die deutliche Steigerung der Sichtbarkeit dieser breit gefächerten Branche.
Flankierend wurde ein Beirat eingerichtet, der sich aus Kreativunternehmern und Netzwerkvertreter*innen sowie dem Wirtschaftsministerium zusammensetzt. Der Aufbau einer solchen Agentur für die Kreativwirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern wäre das, was für uns als Linke längerfristig ein Ziel sein könnte. Hier bleibt natürlich auch die Potentialanalyse abzuwarten. Nicht alles wird eins zu eins übertragbar sein.
Ein Problem wird dabei natürlich die Finanzierung sein. Dessen bin ich mir wohl bewusst. Denn wir reden da nicht über ein paar Euro, sondern über eine dreiviertel bis eine Million Euro im Jahr. Bei der derzeitigen Haushaltslage ist das nicht einfach so finanzierbar. Es ist schade, dass die finanziell guten Jahre im CDU geführten Wirtschaftsministerium nicht genutzt wurden, um solche oder ähnliche Strukturen aufzubauen.
Sicher, es gab Modellvorhaben, wie das Projekt „Wirtschaft trifft Kunst – Kunst trifft Wirtschaft“. Die Kommunikation über das kreative Schaffen stand dabei im Mittelpunkt. Man ging modellhaft der Frage nach, inwieweit Künstler*innen ihre besonderen Fähigkeiten auch in andere Bereiche einbringen und befruchtend für beide Seiten sein können. Leider entstanden daraus keine nachhaltigen Strukturen. Die Erfahrungen dieses Projektes sollen und werden aber auch in die Potenzialanalyse einfließen und genutzt werden.
LINKE und SPD sehen in der Kreativwirtschaft ein enormes Potential. Wir machen uns jetzt gemeinsam mit den Kreativen im Land auf den Weg, um der Branche neue Impulse zu geben, damit sie sich weiter positiv entwickeln kann. Ich freue mich, diesen Entwicklungsprozess nun zu begleiten und sage schon mal an, dass wir in dieser Legislaturperiode noch öfter über die Kreativwirtschaft hier in diesem Plenum diskutieren und Weichen stellen werden.
Danke für die Aufmerksamkeit.