Wer Kritik nicht zulässt und aushält, glaubt den eigenen Ideen nicht

Zur Vorstellung des Theaterpapiers der Rostocker Bürgerschaftsfraktionen CDU, SPD, Grüne, UFR/FDP

Erneut haben sich im Rostocker Rathaus bei der Debatte um die Zukunft des Volkstheaters Rostock (VTR) äußerst undemokratische Szenen abgespielt. Es ist skandalös, wenn die Vorsitzende der Linksfraktion und damit der größten Bürgerschaftsfraktion und Aufsichtsratsvorsitzende des Theaters, Eva-Maria Kröger, einer offiziellen Pressekonferenz der Bürgerschaftsfraktionen auf Initiative des Gastes Mathias Brodkorb, Kulturminister des Landes, des Saales verwiesen wird. Nicht minder skandalös ist die Tatsache, dass Kritikern des Spartenabbaus in der Bürgerschaft das Papier nur auf wiederholte Nachfrage zur Verfügung gestellt wurde. Die Vorsitzende der Linksfraktion erhielt das Konzept sogar lediglich als Whatsapp-Foto. Dies spricht bereits für die Qualität des Papiers. 

Auf Seiten der Verfasser herrscht offenbar große Unsicherheit. Ansonsten ließe sich dieses Agieren nicht erklären. Wer Kritik nicht zulässt und aushält, glaubt den eigenen Ideen nicht. Das ist bei der Kernforderung des Papiers – nämlich einem ‚2+2 Theater‘ – auch nicht verwunderlich. Ein verklausulierter und langsamer Tod ist immer noch ein Tod. Nichts anderes erwartet das VTR, das gezwungen wird, Schauspiel und Tanz outzusourcen. Für Ausgliederung und Beschäftigung von Schauspielern und Tänzern liegt lediglich ein inhaltlich diffuses und intransparentes Konzept vor.  

Es bleibt die Frage, warum der Kulturminister eher bereit ist, diesem ‚Konzept‘ zuzustimmen, als dem Vorschlag der Rostocker Theaterleitung für einen Haustarif für alle vier Sparten zu folgen. Offenbar geht es ihm nicht um vernünftige Alternativen zur Rettung eines 4-Sparten-Hauses, sondern um die Umsetzung seiner Pläne zur Schleifung des VTR. Diesem Ziel ist er mit Hilfe der Bürgerschaftsfraktionen von CDU, SPD, Grüne und UFR/FDP ein Stück näher. Ein wahrlich schwarzer Tag für die Demokratie in Rostock, wo ein Stück präsentiert wurde, das als Schmierentheater bezeichnet werden muss.