Simone Oldenburg: Stärkung des Faches Niederdeutsch an allgemeinbildenden Schulen

Frau Präsidentin,

sehr geehrte Damen und Herren,

Niederdeutsch gehört zu Mecklenburg-Vorpommern wie die Ostsee, der Tourismus oder wie die Kutter- und Küstenfischerei. Aber im Gegensatz zur Fischerei steht unser Plattdeutsch noch sehr gut da und ein Untergang ist nicht in Sicht.

Wir müssen darauf achten, dass unsere Identität, unsere Geschichte, ihren ganz besonderen Stellenwert behält. Will man die Tradition, die Lebensweise und auch die Lebensgefühle vermitteln, will man Geschichte erleben, lernen und nicht vergessen – ist auch der Gebrauch des Niederdeutschen unerlässlich. Aber bei allem, was in diesem Land für den Erhalt der plattdeutschen Regionalsprache getan wird, ist ein stiefmütterlicher Umgang nicht abzusehen und den kann man zum Glück auch nicht herbeireden.

Es gab ja sogar mal einen Koalitionsantrag, dass Ortsnamen auf Ortseingangsschildern ins Plattdeutsche übersetzt werden können. Ob das nun sinnvoll war und zum Erhalt des Niederdeutschen beiträgt, wage ich zu bezweifeln.

Sehr geehrte Damen und Herren,

der Antrag der AFD-Fraktion suggeriert aber, dass das Niederdeutsche vom Aussterben bedroht ist.

Auf welche Informationen berufen Sie sich?

Wie viele Schülerinnen und Schüler und wie viele ausgebildete Lehrkräfte werden unterrichtet bzw. unterrichten in diesem Schuljahr im Fach Niederdeutsch?

In der Parlamentsdatenbank fand ich von Ihrer Fraktion dazu keine einzige Anfrage.

Allerdings sagen die Antworten auf die Anfragen meiner Fraktion folgendes aus:

  • Es gibt ein Landesprogramm „Meine Heimat - mein modernes Mecklenburg-Vorpommern“, in dem das Plattdeutsche eine ganz zentrale Rolle spielt.
  • Jährlich werden ca. 20 Studierende im Beifach ausgebildet.
  • 14 Lehrkräfte wurden im Jahr 2019 fortgebildet.
  • an 69 allgemeinbildenden Schulen wird Niederdeutsch unterrichtet.
  • 2112 Schülerinnen und Schüler erlernen und pflegen insgesamt diese Regionalsprache.
  • Seit knapp vier Jahren gibt es sechs Profilschulen, an denen das Fach Niederdeutsch bis zum Abitur erlernt werden kann
  • und an diesen sechs Schulen haben vor drei Jahren 552 Schülerinnen und Schüler am Niederdeutsch-Unterricht teilgenommen

und

  • im Schuljahr 2018/2019 - haben dort dann nochmal 30 Kinder und Jugendliche – also 582 Niederdeutsch gelernt.

Dort, wo Niederdeutsch als Wahlfach unterrichtet wird, wird es für zwei oder drei Stunden wöchentlich angeboten.

Deutsch hingegen als Pflichtfach umfasst fünf bis sechs Wochenstunden, Mathematik ebenfalls ein Pflichtfach mit vier bis fünf Stunden.

Wenn zum Beispiel jedes Jahr 20 zukünftige Lehrkräfte in Greifswald das Niederdeutsch studieren, – aber nur:

  • 30 das Fach Deutsch oder
  • nur neun Physik oder
  • nur 21 das Fach Mathematik

dann müssen wir uns um die Pflichtfächer wirklich einen Kopf machen, aber nicht um Niederdeutsch.

Hätten Sie das alles recherchiert, hätten Sie es hoffentlich selbst gemerkt.

Ihr Antrag kann also auch kein Problem herbeireden, weil es keines gibt und somit liegt unser Abstimmungsverhalten auf der Hand.