Maßnahmen zur Förderung grundlegender Kompetenzen im Elementar- und Primarbereich

Jeannine Rösler

Frau Präsidentin,
meine Damen und Herren,
gute Bildung für alle – das ist eines der wichtigsten Ziele, ein zentrales Anliegen der
Koalitionsfraktionen. Gute Bildung für alle ist für SPD- und Linksfraktion eine
Herzensangelegenheit. Das gilt selbstverständlich auch und gerade für die Bildungschancen
von Kindern und Jugendlichen. Alle Kinder und Jugendlichen haben das Recht auf eine
chancengleiche Bildung und Entwicklung. Die Realität sieht gegenwärtig leider anders aus –
noch immer sind die Bildungschancen viel zu oft abhängig von der Bildungsherkunft der Eltern
und ihrer finanziellen Situation. Erst kürzlich lieferte der Chancenmonitor 2023 des IFO-
Instituts Daten dazu. Da heißt es: Die Wahrscheinlichkeit, ein Gymnasium zu besuchen,
liegt bei einem Kind mit einem alleinerziehenden Elternteil ohne Abitur aus dem
untersten Einkommensviertel bei 22 Prozent. Im Gegensatz dazu liegt sie bei 80 Prozent,
wenn das Kind mit zwei Elternteilen mit Abitur aus dem obersten Einkommensviertel
aufwächst.
Die Ständige Wissenschaftliche Kommission (SWK) der Kultusministerkonferenz hat
festgestellt, dass jedes fünfte Kind in Deutschland Auffälligkeiten in der frühen sprachlichen,
emotionalen oder mathematischen Entwicklung zeigt, die in engem Zusammenhang mit einem
niedrigen Bildungsgrad oder geringem sozioökonomischen Status der Eltern stehen.
Diese eklatante Benachteiligung darf niemand einfach schulterzuckend hinnehmen.
Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen dürfen nicht vom Bildungsweg der Eltern und
deren finanziellen Lage abhängig sein. Deshalb empfiehlt die SWK, u.a. die grundlegenden
Kompetenzen in Kita und Grundschule zu stärken. Die rot-rote Landesregierung nimmt diesen
Auftrag sehr ernst. Sie will und wird diesen Lösungsansatz ganzheitlich angehen und dabei auf
eine Vielzahl von Maßnahmen setzen. Wir müssen Bildung ganzheitlich denken. Das beginnt
bereits vor der Grundschule, in der Kita, wenn es um die Sprache geht, um Grundkenntnisse im
Rechnen, motorische Fertigkeiten und weitere Grundkompetenzen im frühkindlichen Bereich.
Meine Damen und Herren,
unser Land hat bei den 0- bis 3-Jährigen die höchste Betreuungsquote bundesweit. Und wir
haben die meisten Einrichtungen mit Öffnungszeiten von mehr als elf Stunden. Ich möchte an
dieser Stelle allen Erzieherinnen und Erziehern für ihre engagierte Arbeit danken, die sie
tagtäglich in den Einrichtungen leisten. Nicht zuletzt sichert die Beitragsfreiheit in der Kita
Bildungschancen – übrigens auch eine Schlussfolgerung des Ifo-Instituts. Ganz im Sinne der
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Stärkung von grundlegenden Kompetenzen verbessert die rot-rote Landesregierung die Qualität
der Kindertagesförderung und wird sie weiter verbessern. Wir wollen vom Land der besten
Betreuungsquote und besten Öffnungszeiten zum Land der noch besseren Arbeits- und
Ausbildungsbedingungen werden.
Ein großer Schritt auf diesem Weg wird sein, das Fachkraft-Kind-Verhältnis im Kindergarten
von aktuell 1:15 auf 1:14 zu verbessern. Allein dafür werden wir von 2024 bis 2026 noch einmal
knapp 30 Mio. Euro in die Hand nehmen. Ich erinnere daran, dass wir im Jahr 2010 noch ein
Verhältnis von 1:18 hatten, jetzt wollen wir auf 1:14 runter. Und ja, wir wollen und müssen
diesen Weg fortsetzen.
Meine Damen und Herren,
auch mit der jüngsten KiföG-Änderung haben wir einen Qualitätssprung beschlossen. Danach
werden die Auszubildenden für staatlich anerkannte Erzieherinnen und Erzieher für 0- bis 10-
jährige im ersten und zweiten Ausbildungsjahr nicht mehr auf das Fachkraft-Kind-Verhältnis
angerechnet. Die Fachleute gehen davon aus und erwarten, dass wir damit nicht nur mehr
Nachwuchskräfte bekommen, sondern sich insgesamt die Personal- und Betreuungssituation in
den Kitas verbessert. Bis einschließlich des Ausbildungsjahrgang 2026/ 2027 können fast 300
Erzieherinnen und Erzieher zusätzlich eingestellt und bei vorhandenem Personal Stunden
aufgestockt werden. Auch das ist ein wichtiger Baustein, damit die Kleinen gut gefördert,
betreut und begleitet werden. Die dafür notwendigen 25 Mio. Euro bis 2026 sind bestens
investiertes Geld. Genauso wie die Mittel, die die Fortführung der Sprach-Kitas bei uns im Land
sichern. Sie sind so so wertvoll, wenn es um Sprache als eine der entscheidenden
Grundkompetenzen geht.
Meine Damen und Herren,
in den Kitas legen wir die Grundlagen für eine chancengleiche Bildung, für eine chancengleiche
Entwicklung der Kinder – so, wie es die Ständige Wissenschaftliche Kommission empfohlen
hat. Bei der Stärkung und Förderung der Kleinsten in den Kitas können und werden wir aber
selbstverständlich nicht stehen bleiben. Das muss nahtlos an die Grundschule anschließen.
Hier verweise ich auf die Willkommenswoche für die Schulanfängerinnen und Schulanfänger,
den überarbeiteten Rahmenplan Deutsch oder auf die tolle Broschüre „Mein Kind kommt in die
Schule“, die eben auch Anregungen zur Förderung basaler Kompetenzen gibt.
Für uns ist es ganz zentral, dass möglichst alle Kinder gut Lesen, Schreiben und Rechnen lernen.
Und daher soll die Anzahl der Wochenstunden für die Fächer Deutsch und Mathe angehoben
werden. So haben alle Grundschülerinnen und Grundschüler vor allem wieder mehr Zeit zum
regelmäßigen und verstehensorientierten Üben.
Mehr Zeit ist – wie wir von Pädagoginnen und Pädagogen sowie von Eltern immer wieder
gespiegelt bekommen - ganz entscheidend, meine Damen und Herren.
Ich werbe um Unterstützung unseres Antrags.