Erarbeitung eines Masterplanes für Bildung für nachhaltige Entwicklung

Jeannine Rösler

Frau Präsidentin,
meine Damen und Herren Abgeordnete,
Ernährung, Wasser, Energie, Mobilität und Verkehr, Bauen und Wohnen, Produktion und
Konsum, Globalisierung, Kultur, Menschenrechte, Migration, Ökosysteme und Artenvielfalt,
das Klima und sein Wandel.
All das und noch viel mehr Themen, die die Menschheit und ihre Zukunft betreffen, sind
Gegenstände, die unter das Dach der Bildung für nachhaltige Entwicklung zu fassen sind.
Gerade die Letztgenannten spielen eine große, ja elementare Rolle – eine Rolle, die über die
Existenz der Menschheit entscheiden wird. Der Formulierung „Bildung für nachhaltige
Entwicklung“ – kurz BNE – liegt der Gedanke zugrunde, dass jede und jeder Einzelne die
Auswirkungen menschlichen Handelns auf die Umwelt verstehen und einordnen sowie auf
dieser Grundlage verantwortungsvolle Entscheidungen treffen kann. Wissen um nachhaltige
Entwicklung ist zwingende Voraussetzung, sich den Herausforderungen wie Artenverlust,
Klimakrise und globale Gerechtigkeit erfolgreich stellen zu können. Seit der internationalen
Konferenz für Umwelt und Entwicklung der Vereinten Nationen 1992 in Rio de Janeiro ist
nachhaltige Entwicklung Leitbild internationaler und nationaler Umweltpolitik geworden.
Damit ist auch die Verpflichtung verknüpft, die Prinzipien der Nachhaltigkeit in den
nationalen Bildungssystemen festzuschreiben.

Meine Damen und Herren,
schauen wir auf die Seite des Umweltbundesamtes, um uns über die zu erwartenden
Klimaveränderungen bis 2100 zu erkundigen, bekommt man erst einmal einen Schreck: zum
einen, weil der Seiteneinhalt das letzte Mal am 28. November 2014 aktualisiert wurde, zum
anderen, weil lediglich 926 User den Inhalt als hilfreich bewertet haben.
Ich will dies gar nicht weiter kommentieren.
Es gibt zahlreiche wissenschaftliche Quellen, die eine deutliche Sprache sprechen und
schonungslos aufzeigen, womit die Menschheit sich bis Anfang des nächsten Jahrhunderts
auseinanderzusetzen hat und was uns, unseren Kindern, unseren Enkeln und allen, die nach
uns kommen, droht, wenn es nicht gelingt, den Klimawandel einzuhegen und die Katastrophe
abzumildern.
Doch auch weitere Themen gehören unbedingt zur BNE: gegenwärtige und künftige
Fluchtbewegungen und deren Ursachen, schwindende Ressourcen und damit verbundene
Verteilungskämpfe, die rasante Entwicklung von KI und ihre sozialen, wirtschaftlichen und
ökologischen Auswirkungen.
Man kann es drehen und wenden, wie man will: Eine Abmilderung oder gar eine Wende im
Sinne einer nachhaltigen, ressourcenschonenden und respektvollen Entwicklung ist nur
möglich, wenn sich das Bewusstsein ändert, wissenschaftliche Fakten ernst genommen
werden und daraus konkrete Handlungen folgen. Hierbei spielt die Bildung als Voraussetzung
für das Verständnis von Prozessen eine grundlegende Rolle. Mit Bildung in diesem Sinne
können wir nicht früh genug beginnen. Daher wollen wir prioritär die Frühkindliche Bildung,
die Schule sowie die Berufliche Schule in den Fokus nehmen, um einen Masterplan BNE zu
erarbeiten. Dieser Masterplan soll möglichst breit getragen werden und daher sind zahlreiche
Akteure einzubinden: etwa die Landesarbeitsgruppe BNE, Jugend im Landtag, die Enquete-
Kommission „Jung sein in Mecklenburg-Vorpommern“ mit dem Beteiligungsprozess
mitmischenMV.
Als Orientierung soll dabei der nationale Aktionsplan der Bundesregierung dienen und die
Anschlussfähigkeit des Masterplanes an das UNESCO-Programm gewährleistet werden.
Es ist unbedingt erforderlich, die Erarbeitung des Masterplanes auf viele Schultern zu
verteilen und jedem Handlungsfeld eine Arbeitsgruppe zuzuordnen. Damit diese
Arbeitsgruppen handlungsfähig sind, wollen wir sie mit einem angemessenen Budget
ausstatten. Für die Koordinierung der Arbeitsgruppen und des Masterplanes werden wir eine
Stelle schaffen, die an das Ministerium für Bildung und Kindertagesförderung angegliedert
wird.

Meine Damen und Herren,
nachhaltige Entwicklung als Bildungsziel kann und darf nicht in Kita, Schule und
Berufsschule Halt machen. Sie ist vielmehr eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die auch in
der Erwachsenenbildung ihren Platz finden muss.
Heute ist jedoch entscheidend, diesen Masterplan auf den Weg zu bringen und deutlich zu
machen, dass wir für eine progressive Politik stehen und willens sind, neue Wege zu gehen.