Weiterer Corona-Ausbruch in Schlachtbetrieb – Politik muss handeln

Der gewerkschaftspolitische Sprecher der Linksfraktion, Henning Foerster, und der agrarpolitische Sprecher der Linksfraktion, Dr. Wolfgang Weiß, fordern nach dem Bekanntwerden eines weiteren massiven Corona-Ausbruchs in einem deutschen Schlachtbetrieb schnelles und entschlossenes Handeln der Politik.

Foerster: „Der heute bekannt gewordene massive Corona-Ausbruch in einem weiteren Schlachtbetrieb wirft ein Schlaglicht auf längst bekannte Zustände in der Fleischindustrie und beim Einsatz von Saisonarbeitskräften. Zahlreiche Beschäftigte wohnen seit Jahren in Sammelunterkünften unter teils schlimmen Bedingungen, viele werden von Subunternehmen beschäftigt. Die Forderung der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) für eine grundlegende Reform der Fleischindustrie teilt meine Fraktion ausdrücklich. Vor allem fordern wir das Verbot von Werkverträgen im Kernbereich der Unternehmen. Es darf nicht sein, dass ein Schlachtbetrieb seine Verantwortung für die Arbeits- und Lebensbedingungen der Schlachter an Subunternehmen auslagert!

Auch das Land und die Landkreise tragen in diesem Bereich eine besondere Verantwortung. Betriebe müssen deutlich mehr kontrolliert werden, nicht nur was die Qualität der erzeugten Lebensmittel angeht, sondern vor allem die Kontrollen der Arbeits- und Unterbringungssituation der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer müssen verstärkt in den Fokus gerückt werden.“

Dr. Weiß: „Wir müssen die Art und Weise der Erzeugung von Agrarprodukten grundsätzlich hinterfragen, ob bei der Tierhaltung oder der Pflanzenproduktion. Die Orientierung der deutschen und europäischen Landwirtschaft auf den Weltmarkt und den Export hat uns in eine Sackgasse geführt. Die Zeche für diese falsche Agrarstrategie zahlen allzu oft die erzeugenden Agrarbetriebe selbst. Sie erarbeiten die Profite der international agierenden Konzerne im vor- und nachgelagerten Bereich, die ihren Reichtum auf dem Rücken der Beschäftigten und auf unser aller Kosten vermehren. Die Erzeugung von Lebensmitteln muss wieder verstärkt regional erfolgen und ohne den unsäglichen Preiskampf gerade beim Fleisch. Gebraucht wird eine am Gemeinwohl orientierte Landwirtschaft, die die Ernährungssouveränität sichert sowie Natur und Klima schützt – eine Landwirtschaft, die von ihrer Arbeit leben kann und deren Produkte bezahlbar sind. Das schließt akzeptable Arbeits- und Lebensbedingungen der Menschen ein, die in der Landwirtschaft arbeiten.“