Seniorenticket Mecklenburg-Vorpommern: Versprochen, gehalten. Erstes Deutschlandticket für Senioren startet im August in Mecklenburg-Vorpommern

Henning Förster

Frau Präsidentin, meine Damen und Herren,
jedes Verkehrsmittel bringt seine Vor- und Nachteile mit sich. Das sage auch ich als gelernter
Eisenbahner, selbst wenn es mir schwer über die Lippen geht. Wie einzelne Nutzergruppen
das bewerten, ist auch immer mal wieder das Thema von Studien. Eine solche hatte die EU
zuletzt 2014 für die Gruppe der Senioren in Auftrag gegeben. Das Ergebnis war seinerzeit
ernüchternd.
In den Augen vieler Senioren überwiegen bei einer Bahnreise die Nachteile. Wie kommt das?
Senioren sind eine sehr anspruchsvolle und selbstbestimmte Zielgruppe, die Flexibilität
schätzt. Die Bahn wird diesen Bedürfnissen jedoch nur bedingt gerecht. So bemängeln ältere
Reisende vor allem Verspätungen, zu hohe Preise, die schlechte Anbindung in der Fläche, die
fehlende Abstimmung der Fahrpläne zwischen Bus und Bahn sowie mangelndes
Entertainment an Bord.
Außerdem wünschen sie sich mehr Hilfe bei der Unterbringung ihrer Koffer sowie ein gutes
gastronomisches Konzept im Zug. Und noch ein Hemmnis wird klar benannt.
Das Tarifsystem der europäischen Bahnen empfinden viele Senioren als viel zu
undurchsichtig. Das vorangestellt möchte ich einmal drei Dinge behaupten. Erstens das
Deutschlandticket für Senioren ist eine gute Idee. Es gilt bundesweit in den Zügen des
Regionalverkehrs ebenso, wie in Bussen und Straßenbahnen. Ein Ticket für viele
verschiedene Verkehrsträger, das macht vieles einfacher.
Zweitens: Von August an können Senioren ab dem 65. Lebensjahr mit Wohnsitz in
Mecklenburg-Vorpommern für 29 statt 49 Euro im Monat in ganz Deutschland Busse und
Regionalzüge nutzen. Mit dem Deutschland-Ticket für Senioren löst die M-V Koalition ihr
Versprechen ein, ein vergünstigtes Ticket für den öffentlichen Nahverkehr anzubieten. Auch
das ist gut so.
Und drittens, mit der angekündigten Mobilitätsoffensive wir das Angebot schrittweise so
verbessert, dass öffentliche Mobilität, ob nun auf der Straße im Bus oder auf der Schiene im
Zug, künftig tatsächlich als Alternative zum eigenen PKW wahrgenommen werden kann.
Dazu soll ein dreigliedriges Landesmobilitätsnetz entstehen, an dessen Umsetzung bereits
gearbeitet wird. So wird es mehr Züge zwischen Schwerin und Hamburg an den
Wochenenden geben, der Stundentakt zwischen Rostock und Graal-Müritz wird auf das
gesamte Jahr ausgeweitet und Züge, die aus Stralsund kommend bisher in Züssow endeten,
sollen bis Pasewalk verlängert werden. Ab Sommer 2024 ist darüber hinaus die Einführung
eines Stundentaktes für die Strecke Rostock – Waren (Müritz) – Neustrelitz geplant.
Zudem soll ein landesweites Taktbussystem mit hochwertigen Taktverkehren in der Fläche
das Angebot auf der Schiene dort ergänzen, wo keine Trassen vorhanden sind oder deren
Reaktivierung unrentabel erscheint. So können Lücken zwischen den Zentren des Landes
geschlossen werden.
Und schließlich soll die so genannte letzte Meile per Ruf-Bus angebunden werden,
fahrplanbasiert und landesweit nach einheitlichen Standards organisiert. Der Start soll Anfang
des kommenden Jahres erfolgen.
Und auch das kann man mit Blick auf die eingangs geschilderten Studienergebnisse nur
begrüßen. Gemeinsam setzten SPD und LINKE also nicht nur Wahlversprechen und
Koalitionsvereinbarung um, sondern greifen die Themen auf, die Senioren im Kontext
öffentlicher Mobilität als Hemmnis beschrieben haben. Auch das ist gut und richtig so.
Letzte Bemerkung. Nach 12 Jahren Landtag habe ich es dann auch mal in Herrn Kosliks
Wochenendkolumne bei der SVZ geschafft. Mit einem Augenzwinkern wurden meine
Aussagen zur Einführung des Seniorentickets reflektiert. Ich will jedoch eines noch einmal
sehr deutlich unterstreichen. Mit dem Landeszuschuss wollen wir tatsächlich auch ein Stück
die Lebensleistung der älteren Generation würdigen.
Denn es waren unsere Eltern, die oft begleitet von schmerzlichen Einschnitten den
gesellschaftlichen Umbruch nach dem Ende der DDR gemeistert haben.
Die Folgen waren vielfach unterbrochene Erwerbsbiografien, Arbeitslosigkeit, ABM, Jobs im
Niedriglohnbereich und geringe Chancen, zusätzliches Geld für die Altersversorgung
zurückzulegen. Insofern ist es doch nur fair, Ihnen auch auf diese Art unseren Respekt zu
erweisen. Da gehe ich nicht von ab, bei allem Verständnis für diese populäre Rubrik in meiner
Heimatzeitung. Soweit von meiner Seite.
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!