Erinnerung und Gedenken an die Millionen Opfer des Holocaust wachhalten und stärken
Laut einer Studie der Jewish Claims Conference schwindet bei jungen Menschen auch in Deutschland zunehmend das Wissen um den Holocaust. Dazu erklärt die Vorsitzende und bildungspolitische Sprecherin der Linksfraktion, Jeannine Rösler:
„Die Ergebnisse der jüngsten Befragung von jungen Menschen sind beunruhigend und alarmierend. Diese Unwissenheit ist kein deutsches Problem allein, in den acht befragten Ländern besteht eine wachsende Tendenz zur Holocaust-Verzerrung und
-Leugnung. Wir können und dürfen nicht zulassen, dass die Verbrechen des nationalsozialistischen Terrorregimes in Vergessenheit geraten. Deshalb hat das Land Maßnahmen zur Förderung der Erinnerungskultur an Schulen, insbesondere in Bezug auf den Holocaust, auf den Weg gebracht. Bildungsministerin Simone Oldenburg verweist zu Recht auf die Verantwortung, die Erinnerungen an die Opfer lebendig zu halten und die Geschichte emotional erfahrbar zu machen.
So werden künftig an den Schulen die Themen Holocaust und Antisemitismus in den Fächern Geschichte und Sozialkunde einen höheren Stellenwert erhalten. Ein zentrales Element ist ein digitales Lernwerkzeug, das Interviews mit Holocaust-Überlebenden enthält, um persönliche Einblicke in die Schrecken der Shoah zu bieten. Dieses Tool ist über das landesweite Lernmanagementsystem für Schulen verfügbar.
Zudem wurden die Fördermittel für Gedenkstättenfahrtenfahrten innerhalb Deutschlands von 100 000 auf 150 000 Euro erhöht, sowie Fahrten nach Auschwitz und anderen internationalen Erinnerungsorten von 50 000 auf 150 000 Euro aufgestockt. Ziel ist es, allen Schülerinnen und Schülern während ihrer Schulzeit mindestens eine solche Erfahrung zu ermöglichen. Des Weiteren wird die Zusammenarbeit mit der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem fortgeführt, um Lehrkräfte weiterzubilden und digitale Fortbildungsangebote zu schaffen.
Ein weiterer wichtiger Baustein ist die Lehrkräfteausbildung, die um verpflichtende Module zu jüdischem Leben, Antisemitismus und Holocaust-Erinnerung ergänzt wird. Künftige Lehrkräfte werden sowohl im Studium als auch im Referendariat umfassend geschult, um den wachsenden Herausforderungen im Umgang mit Antisemitismus gerecht zu werden. Das Fortbildungsangebot für bereits tätige Lehrkräfte wird durch das Programm ‚Antisemitismus die Stirn bieten – Wissen und Kompetenzen stärken‘ stetig ausgebaut.
Gezielte digitale Bildungsangebote wie die Stolpersteine-App tragen dazu bei, den Herausforderungen von Holocaust-Leugnung und Verzerrung in sozialen Medien zu begegnen. Mehr Kooperationen mit zivilgesellschaftlichen Organisationen binden jüdisches Leben und Antisemitismusprävention nachhaltig in die Gesellschaft ein.
Erinnerungsarbeit ist keine Selbstverständlichkeit. Wir müssen sie aktiv gestalten, damit sie ihre Wirksamkeit nicht verliert. Es reicht nicht aus, einmal jährlich der Opfer des Holocaust zu gedenken – wir werden jeden Tag aufs Neue gegen das Vergessen kämpfen. Wir müssen dafür sorgen, dass die Worte ‚Nie wieder‘ kein Lippenbekenntnis, sondern gelebte Realität sind.“