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Die Spur der NSU/NSDAP-CD nach Mecklenburg-Vorpommern

Zur gestrigen Sitzung des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses (PUA) zur Aufklärung der NSU-Aktivitäten und weiterer rechtsterroristischer Strukturen in Mecklenburg-Vorpommern erklärt der innenpolitische Sprecher der Linksfraktion, Michael Noetzel:

„Immer mehr Puzzlestücke verweisen darauf, dass die NSU/NSDAP-CD aus Mecklenburg-Vorpommern stammen könnte. Neben dem Dankesgruß im Neonazi-Fanzine ‚Der Weisse Wolf‘ ist die menschenverachtende Propaganda-CD ein weiterer Hinweis, dass das Kürzel NSU bereits lange vor der Selbstenttarnung von Mundlos, Böhnhardt und Zschäpe in der Neonazi-Szene bekannt gewesen sein könnte – womöglich nicht als ein terroristisches Mord- und Sprengstoffkommando, aber zumindest als militantes Untergrundnetzwerk. Laut technischer Daten ist die in Krakow am See aufgefundene NSU/NSDAP-CD mutmaßlich das älteste aller bekannten Exemplare. Weitere Indizien lassen zudem den ehemaligen NPD-Landtagsabgeordneten David Petereit erneut verdächtig in die Nähe des Kürzels ‚NSU‘ rücken.

Auch die Ermittlungsbehörden verfolgten zeitweilig die These, Petereit könnte hinter dem menschenverachtenden Machwerk stecken, wie ein Zeuge vom BKA im Untersuchungsausschuss bestätigte. Der ehemalige NPD-Landtagsabgeordnete habe Ende 2000 in Kontakt zum Spitzel des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Thomas ‚Corelli‘ Richter, gestanden und diesen um die Übersendung von Bildmaterial zur Erstellung einer Propaganda-CD gebeten. Kurze Zeit später, im Frühjahr 2002, bedankte sich Petereit im ‚Weissen Wolf‘ aufgrund einer zwischenzeitlich eingegangenen Spende beim NSU und schwor ‚Der Kampf geht weiter‘. Spätestens 2003 kommt schließlich eine CD auf den braunen Propagandamarkt, die mit ‚NSU/NSDAP‘ beschriftet ist und – wie die 18. Ausgabe des ‚Weissen Wolfes‘ – mit einer Fotografie Adolf Hitlers aus einem Buch von Heinrich Hoffmann illustriert wird. Abseits des Zufalls könnte eine Identitätsgleichheit zwischen dem Ersteller des Fanzines und dem der NSU/NSDAP-CD diese augenscheinliche Parallele erklären.

Das BKA verfolgte den Ansatz jedoch nicht weiter, weil es für den unmittelbaren Schuldnachweis für die durch den NSU verübten Morde, Sprengstoffanschläge und Raubüberfälle sowie dem sogenannten NSU-Prozess in München nicht dringlich erschien. Ein Parlamentarischer Untersuchungsausschuss muss jedoch da ansetzen, wo Ermittlungsbehörden aus nachvollziehbaren Gründen der ‚Verfahrensökonomie‘ aufhörten. Wir müssten die Rolle Petereits im NSU-Komplex neu bewerten, wenn er sich nicht nur szeneöffentlich beim NSU für die Übersendung von Bargeld, welches mutmaßlich aus den Raubüberfällen stammte, bedankte, sondern dem mörderischen Terrornetzwerk mit der Propaganda-CD zusätzlich eine Hommage widmete.“


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Claudia Schreyer
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